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Wir halten zusammen – ein wichtiger Resilienzfaktor in Pandemiezeiten und auch sonst

DR. MED. MICHAEL MÜLLER

Mit dieser siebzigsten Ausgabe unseres Labor 28-Magazins blicken wir zurück auf über zwanzig Jahre, in denen wir als Team im Labor 28 für Sie, liebe Leserinnen und Leser, Lesens- und Wissenswertes zusammengestellt haben.

Dabei haben uns über diese lange Zeit stets ähnliche Gedanken und Überzeugungen angespornt: Wir möchten Ihnen einen Einblick geben in unsere tägliche Arbeit, die hinter der Arbeit Stehenden besser sichtbar machen und dazu aus unserer Sicht aktuelle Informationen aus den Fächern der Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Transfusionsmedizin und Hygiene darstellen. Dabei freuen wir uns über die durchgehend positive und wertschätzende Resonanz, sind jedoch ebenso offen für Ihre Kommentare und Kritikpunkte.

Abbildung: Titel der ersten Ausgabe der Labor-Zeitschrift ‚Lab 28‘ vom November 1999

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung erfordert in vielen Fällen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Je komplexer ein Krankheitsbild ist oder je seltener Krankheiten vorkommen, desto bedeutsamer ist es, darauf spezialisierte Kolleginnen und Kollegen im eigenen Netzwerk zu kennen. Das medizinische Wissen wächst schneller, als es in Büchern abgedruckt werden kann. Es gilt, die Flut an Erkenntnissen zu sortieren, zu priorisieren und dann, und das ist der für den betroffenen erkrankten Menschen entscheidende Aspekt, auf den individuellen Fall zu übertragen und anzuwenden.

Informationsmanagement ist damit zu einer zentralen Herausforderung in den Gesundheitsberufen geworden und bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Das ärztliche Handeln ist auf das individuelle Wohl der einzelnen Patientin und des einzelnen Patienten ausgerichtet. Um dies zu erreichen, ist ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis und eine professionelle Zusammenarbeit aller ärztlichen wie nichtärztlichen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen unerlässlich. Bei der Auswahl der Mittel und Verfahren, die für das Erreichen des Ziels erforderlich sind, haben Ärztinnen und Ärzte sehr wohl im Blick, dass die dafür zur Verfügung stehenden Ressourcen endlich sind und wirtschaftlich eingesetzt werden sollen. Ein Misstrauen seitens des Gesundheitssystems, welches sich insbesondere in der noch immer vorhandenen Budgetierung dokumentiert, ist hier unangebracht.

Die jüngst veröffentlichten Thesen der Bundesärztekammer zur Ökonomisierung der ärztlichen Berufstätigkeit (Deutsches Ärzteblatt, Jg. 119, Heft 39, 30.09.2022, A1664 ff.) sind ein wichtiger Gedankenanstoß und sollten Ärztinnen und Ärzte darin bestärken, den politischen Versuchen einer Überregulierung der medizinischen Versorgung wirksam entgegenzutreten – zum Wohle der Patienten und im Sinne einer bestmöglichen Versorgung.

Gleiches gilt auch für die Niederlassungsfreiheit, die durch kaum nachvollziehbare Regeln der Bedarfsplanung überbordend reglementiert ist. Auch hier misstraut das System den Handelnden. Zur Begründung werden vermeintliche Sachzwänge, meist finanzieller Art, angeführt. In Zeiten eines Mangels an Haus- und Fachärztinnen und -ärzten und einer sich deutlich entwickelnden ‚Überalterung‘ der Ärzteschaft ist dies nicht verständlich.

Es zeichnet sich ab, dass Herbst und Winter 2022/23 nicht minder belastend für uns alle werden: Ein durch weiter auftretende SARS-CoV-2-Infektionen und viele andere akute Atemwegserkrankungen hoher Krankenstand wird uns immer wieder an die Belastungsgrenzen bringen. Nur mithilfe eines starken Zusammenhalts können wir diese Phase bewältigen. Deshalb danken wir Ihnen für Ihren Zuspruch und Ihre Unterstützung. Es wäre schön, wenn dieser wohltuende und Kraft spendende Zusammenhalt als wichtiger Faktor der Resilienz die Pandemie überdauert.

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