Die Sojaallergie
Die Hülsenfrucht Soja ist ein weitverbreiteter Bestandteil vieler Nahrungsmittel und kann Ursache primärer oder sekundärer Nahrungsmittelallergien sein. Je nachdem, ob es sich um eine sekundäre oder um eine primäre Form handelt, können die Beschwerden von oropharyngealen Symptomen (orales Allergiesyndrom: OAS) bis zu schweren systemischen Reaktionen variieren. In Europa sind etwa 0,3 % der Menschen von einer Sojaallergie betroffen.
DR. MED. ANDREAS WARKENTHIN
Die häufigste Form bei Erwachsenen ist die Birkenpollen-assoziierte Sojaallergie, die durch Kreuzreaktionen zwischen dem Birkenpollenallergen Bet v1 (PR-10 Protein) und dem strukturähnlichen Gly m4 aus Soja hervorgerufen wird. Hierbei handelt es sich um eine sekundäre Nahrungsmittelallergie, die vorwiegend mit leichten oropharyngealen Symptomen einhergeht, wie es bei isolierten Sensibilisierungen gegen hitze- und verdauungsempfindliche Allergene, wie dem PR-10 Protein, meist der Fall ist.
Symptome treten insbesondere nach dem Verzehr nicht fermentierter Sojaprodukte auf (z. B. Tofu). Es sind auch systemische Reaktionen bei PR-10 Protein-Sensibilisierungen bekannt. Bei Birkenpollen-Allergikern mit Verdacht auf eine sekundäre Sojaallergie wird neben der Testung des Sojaextraktes f 14 die erweiterte Testung auf Gly m4 empfohlen, da diese Komponente im Extrakt unterrepräsentiert ist.
Weitere mögliche Ursachen einer Sensibilisierung sind im Pflanzenreich verbreitete Profiline (Bet v2: Birkenpollen-Profilin), die meist symptomarm (hitze- und proteasensensibel) sind oder Sensibilisierungen gegen kreuzreaktive Kohlenhydrat-Determinanten (CCD). Letztere sind weitverbreitet bei Pflanzen und Wirbellosen und haben kaum klinische Bedeutung.
Ursachen einer primären Sojaallergie mit hohem Risiko für systemische Reaktionen sind hingegen Sensibilisierungen gegen die hitze- und verdauungsresistenten Speicherproteine Gly m5 und Gly m6. Die Sensibilisierung findet über den Verdauungstrakt statt. Sie kommen beispielsweise als versteckte Allergene in Back- und Süßwaren oder in Fleischprodukten vor. Die primäre Sojaallergie ist eine der häufigsten primären Nahrungsmittelallergien im Kleinkindesalter, allerdings findet hier oft eine Toleranzentwicklung statt (> 70 % Toleranzentwicklung ab dem dritten Lebensjahr).
Neben den Nahrungsmittelallergien sind inhalative Allergien gegen Soja vor allem bei beruflichem Umgang bekannt. Hierbei treten Sensibilisierungen gegen die Hüllproteine Gly m1 und Gly m2 auf.
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Literatur
1. ThermoFisher TM: Indikationsbezogene Allergiediagnostik, 2019
2. Trautmann A, Kleine-Tebbe J: Allergologie in Klinik und Praxis, 2. Auflage 2013, Georg Thieme Verlag KG