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RSV – Nicht nur bei Kleinkindern relevant

Das humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) gehört zur Familie Pneumoviridae und wurde 1956 erstmals beschrieben. Es kommt in zwei Gruppen (A und B) weltweit vor, die meist gleichzeitig in Zyklen zirkulieren.

PROF. DR. MED. RALF IGNATIUS

RSV wird vor allem direkt über Tröpfchen übertragen, Schmierinfektionen sind jedoch ebenfalls möglich. Es befällt die Epithelzellen der oberen und unteren Atemwege, die dadurch sowie auch durch die einsetzende Immunantwort geschädigt werden. Auch wenn alle Altersgruppen infiziert werden können, sind RSV-Infektionen vor allem bei Säuglingen – und hier besonders bei Frühgeborenen – und bei Kleinkindern gefürchtet und können insbesondere bei Kindern mit bronchopulmonalen oder kardialen Vorschäden auch letal verlaufen.

Die Labordiagnostik beruhte bis vor Kurzem vor allem auf dem Nachweis viraler Antigene, wobei die verfügbaren Tests bei älteren Kindern und Erwachsenen eine deutlich geringere Sensitivität aufweisen, als bei den zuvor genannten Patientengruppen. Durch den vermehrten Einsatz von PCR-Untersuchungen wird RSV jedoch auch zunehmend bei diesen nachgewiesen; Risikopatienten für schwere Verläufe sind auch hier Patienten mit bronchopulmonalen oder kardialen Vorerkrankungen sowie Immunsupprimierte, vor allem Transplantationspatienten.

Die bekannte Assoziation von RSV-Infektionen mit schweren Krankheitsverläufen bei Säuglingen und Kleinkindern sowie die geringere Sensitivität der Antigenteste und demzufolge falsch negative Befunde bei Erwachsenen haben lange Zeit dazu geführt, dass RSV als wenig relevant für diese Altersgruppe eingeschätzt wurde. Erst in jüngster Zeit ändert sich diese Bewertung. Tatsächlich ist RSV mit jährlich ca. 250.000 Todesfällen nur bei Erwachsenen assoziiert. Und hier gehen noch keine Daten zu RSV in Entwicklungsländern ein, in denen tiefe Atemwegsinfektionen in älteren Erwachsenen oft schwerer verlaufen als in gleichaltrigen Patienten in Industrienationen, da solche bislang nicht publiziert wurden.2 Vergleichende Studien haben gezeigt, dass RSV-Infektionen in hospitalisierten Erwachsenen oft mit einem schlechteren klinischen Outcome und einem größeren Verbrauch medizinischer Ressourcen verbunden sind als Influenza-Infektionen.

Im vergangenen Jahr wurden drei interessante Meta-Analysen zu diesem Aspekt publiziert. Savic und Koautoren3 untersuchten 21 Studien aus den USA, Kanada, Europa, Japan und Südkorea aus dem Zeitraum Januar 2000 bis November 2021. Hiernach wurde jeder zehnte diagnostizierte ≥ 60 Jahre alte RSV-Patient stationär aufgenommen, und die Letalität betrug etwa 7 %. Auf 2019 übertragen entsprächen diese Daten für die betrachteten Länder etwa 5,2 Millionen RSV-Infektionen bei ≥ 60-Jährigen, davon 470.000 Krankenhauseinweisungen und 33.000 stationären Todesfällen.

Für den Zeitraum 2000–2019 analysierten Nguyen-Van-Tam und Koautoren4 103 Studien aus den USA, Europa, Australien und Japan. Diesen zufolge war RSV für 4,66 % der jährlichen symptomatischen Atemwegsinfektionen in ≥ 60-Jährigen und für 7,03 % in Patienten mit Komorbiditäten verantwortlich; die Letalität in den beiden Patientengruppen betrug 8,18 % bzw. 9,88 %. Schließlich verglichen Maggi et al.5 in 16 Studien mit insgesamt 762.084 älteren Patienten RSV- und Influenza-Infektionen hinsichtlich Krankenhauseinweisung und Letalität und konnten keine Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen erkennen.

Zusammenfassend zeigen diese Studien, dass in den Zeiten einer hohen RSV-Inzidenz differentialdiagnostisch bei akuten Atemwegsinfektionen auch bei älteren Patienten, insbesondere beim Vorliegen von Komorbiditäten, an RSV gedacht und dieses ggf. labordiagnostisch abgeklärt werden sollte. RSV ist mitnichten immer harmlos in Erwachsenen. RSV-infizierte Erwachsene können außerdem das Virus auf Kleinkinder übertragen, sowie sich ältere Risikopatienten an RSV-infizierten Kindern anstecken können.

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Literatur:

  1. RKI-Ratgeber – Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV) https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_RSV.html
  2. Busack B & Shorr AF. Going viral – RSV as the neglected adult respiratory virus. Pathogens 2022; 11:1324
  3. Savic M et al. Respiratory syncytial virus disease burden in adults aged 60 years and older in high-income countries: A systematic literature review and meta-analysis. Influenza Other Respi Viruses 2022; 1–10
  4. Nguyen-Van-Tam JS et al. Burden of respiratory syncytial virus infection in older and high-risk adults: A systematic review and meta-analysis of the evidence from developed countries. Eur Respir Rev 2022; 31:220105
  5. Maggi S et al. Rate of hospitalization and mortality of respiratory syncytial virus infection compared to influenza in older people: A systematic review and meta-analysis. Vaccines 2022; 10:2092

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