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Die Glutamatintoleranz

DR. MED. ANDREAS WARKENTHIN

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Neben Typ I-Allergien bei Nahrungsmittelreaktionen spielen für Unverträglichkeiten auch nichtallergische Mechanismen eine Rolle. So wird für Nahrungsmittelzusatzstoffe und natürliche Aromastoffe die Möglichkeit postuliert, Mastzellen IgE-unabhängig zu aktivieren und über z. B. vermehrte Mediatorenbildung und -ausschüttung oder Eicosanoidstoffwechselveränderungen eine Typ I-Allergie imitieren zu können (Pseudoallergie).

Glutamat ist ein weitverbreiteter beliebter Geschmacksverstärker in der Nahrungsmittelindustrie, der auch in der chinesischen Küche viel Verwendung findet. Eine Unverträglichkeitsreaktion („China-Restaurant-Syndrom“) ist sehr selten. Sie tritt Minuten bis Stunden postprandial auf und zeigt sich bei voller Ausprägung mit Symptomen wie Übelkeit, Schwindel, Erythem/Flush, Tachykardie, möglichen Parästhesien an Nacken und Armen sowie Dyspnoe.

Die Glutamatunverträglichkeit wird zu den Nahrungsmittelintoleranzen gezählt, denn ihr liegt sehr wahrscheinlich kein IgE-vermittelter Mechanismus zugrunde. Es werden Interaktionen zwischen Histamin, Glutamat und anderen Substanzen diskutiert. Es gibt keinen geeigneten Labortest, um eine Glutamatintoleranz sicher nachzuweisen bzw. auszuschließen. Ein möglicher Ansatz ist die Testung auf Glutamat im CD63-Markerexpressionstest, der neben IgE-vermittelten Reaktionen auch Pseudoallergien erfasst. Da jedoch der Pathomechanismus bei der Glutamatintoleranz hypothetisch ist, sollte auch bei negativem Testergebnis und wegweisender Anamnese eine Eliminationsdiät bzw. eine Provokationstestung in Betracht gezogen werden.

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Literatur

  1. Trautmann A, Kleine-Tebbe J: Nahrungsmittelreaktionen. In: Allergologie in Klinik und Praxis, Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2. Auflage 2013, S. 333
  2. Update Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. Allergie, Jahrgang 44, Nr. 7/ 2021, S.488-541

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